Jeden Dienstag gehen der Kerl und ich tanzen. Wir machen das schon ziemlich lange (mit Unterbrechung), wir können schon ein bisschen was. Und nach unserem Kurs ist immer ein weiterer Kurs, die können noch ein bisschen mehr.
Ein Paar fällt mir oft ins Auge, beim ersten Tanz. Wenn der neue Kurs schon tanzt und der vorherige sich noch die Straßenschuhe wieder anzieht. Es ist ein ziemlich ungleiches Paar. Sie hat eine recht ausladende Körperform, er ist eher klein und fast zierlich. Sie haben unterschiedliche Hautfarben. Sie ist vielleicht Ende 60 oder Anfang 70, er sicher 20 Jahre jünger. Sie kleidet sich locker und eher bunt, er meistens eher klassisch. Optisch passen sie überhaupt nicht zusammen und sicherlich würde sie niemand auf Anhieb als ein Tanzpaar erkennen, würde man auf der Straße nach dem richtigen Tanzpartner für sie aus einer Auswahl von fünf Männern fragen – oder umgekehrt.
Aber wenn die Musik angeht und die beiden sich zum Tanzen bereit machen, wenn sie ihre Tanzhaltung einnehmen und die ersten Schritte machen, dann ist das gänzlich unwichtig. Ihre Bewegungen sind geschmeidig und fließend – so, wie man sie einer Frau ihres Alters gar nicht so ohne Weiteres zutrauen würde. Seine Führung ist präzise und auf den Punkt. Die beiden vertanzen sich nie, müssen nicht abbrechen, weil irgendjemand etwas falsch gemacht und den anderen herausgebracht hat. Sie harmonieren perfekt auf der Tanzfläche. Und nehmen den ganzen Raum ein mit ihrer Präsenz, alle Augen richten sich wie automatisch auf diese beiden Tänzer, ausgerechnet auf dieses so ungleiche Paar, das auf der Tanzfläche so eine wahnsinnig gute Figur macht.
Beim Tanzen sind die ungleichen Paare oft für eine Überraschung gut.