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Channel: Lady lebt – Lady Himmelblau
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Was dir vorher niemand erzählt: vor dem Studium

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Es ist nie zu spät, eine kleine Reihe fürs Blog zu starten. Eine Reihe, die man zu so vielen Themen schreiben könnte, ach, ich freue mich schon auf alles, was mir dazu noch einfällt. Nun ja, genau genommen ist es für Beiträge zum Studium jetzt eigentlich doch schon fast zu spät (aber ich hab das Ergebnis meiner Masterarbeit mein Zeugnis noch nicht, also das zählt noch!).

Aber obwohl ich mein Studium schon (fast) beendet habe, erinnere ich mich noch an ein paar Dinge, die ich irgendwann im Laufe der Zeit habe erkennen müssen und mir dachte: Das hätte dir aber schon mal irgendjemand vorher sagen können.

Here we go:

  • Du wirst es lieben. In der Schule war es noch wichtig, welche Klamotten du anhattest, welches Handy du hattest und ob du die coole Musik gehört hast. Das interessiert in der Uni plötzlich keinen mehr (naja, fast keinen, aber Ausnahmen gibt es ja bekanntlich immer). Fast alle sind nett, auch zu den kleinen Ersties, weil alle wissen, dass am Anfang eben keiner gleich den Weg findet und über alles Bescheid weiß. Und das ist ja so angenehm.
  • Du wirst es hassen. Oh ja. Und wie. Ganz egal wie sehr du dein Studienfach nach deinen Interessen gewählt hast und wie sehr du mit Leidenschaft dabei bist, es kommt der Punkt, an dem du absolut keinen Bock mehr auf den ganzen Mist hast. Weil mit den Kursen mal wieder nichts funktioniert, weil die Dozenten scheiße sind, weil die Pendelei dir auf die Nerven geht – es gibt tausend mögliche Gründe und mit ziemlicher Sicherheit wird dich einer davon irgendwann erwischen. Das Gute: das geht auch wieder vorbei.
  • Die Univerwaltung ist ein Witz. Wirklich. Ich habe zwei Unis persönlich besucht und von deutlich mehr Unis Erzählungen gehört und es ist immer dasselbe: Die Kursverteilung funktioniert nie. Entweder musst du dich morgens um 4 für deine Kurse anmelden und trotzdem waren alle anderen schneller oder das Ganze läuft per Zufall und du bekommst trotzdem keinen deiner Wunschkurse. Das Prüfungsamt hat grundsätzlich höchstens etwa zwei Mal pro Woche von 12 Uhr bis Mittag geöffnet und auf Mails antwortet grundsätzlich niemand. Alles, was irgendwie mit Unibürokratie zu tun hat, ist wahnsinnig anstrengend, nervtötend und langsam. Aber andererseits wohl die beste Schule für Hartnäckigkeit und Geduld, die ich kenne.
  • Die besten Kurse sind immer zu den miesesten Zeiten. Die guten Dozenten haben meistens keinen Bock auf die überlaufenen Kurse mit 60 Teilnehmern pro Seminar und legen ihre Kurse deshalb gerne mal auf morgen 8 Uhr oder freitagsnachmittags um 4. Auch wenn die Titel nicht so spannend klingen, habe ich mir irgendwann die Dozenten, deren Kurse immer zu sehr bescheidenen Zeiten liegen, genauer angeschaut. Und ziemlich oft hat es sich gelohnt.
  • Die Korrekturzeiten deiner Klassenarbeiten aus der Schule waren der pure Luxus. Erinnerst du dich noch, als die ganze Klasse gestöhnt hat, weil ihr eure Englischarbeit nach sechs Wochen immer noch nicht zurückbekommen hattet? Tja, darüber kann der durchschnittliche Dozent nur müde lächeln. Also drei Monate nach Abgabe der Hausarbeit eine Note zu wissen, ist schon eher schnell. Warum sollte man auch die Note wissen wollen?

Und was dir alle erzählen, was aber nicht stimmt:

  • Die meisten Älteren, die noch deutlich vor der Einführung des Bachelor-Master-Systems studiert haben, erzählen davon, wie sie in der Uni Freunde fürs Leben gefunden haben. Freunde, die Trauzeuge auf ihrer Hochzeit waren, Patentante/-onkel ihrer Kinder sind und mit denen sie nach 20 Jahren immer noch viel Kontakt haben. Das habe ich jedenfalls nicht erlebt. Klar, wie auch? In 5 Jahren, in denen man von Kurs zu Kurs hetzt, um rechtzeitig alle Punkte für den Abschluss zusammenzukratzen, pausenlos Hausarbeiten und Klausuren schreibt und nebenbei auch noch arbeitet, um das Ganze zu finanzieren? Ach ja, Praktika nicht zu vergessen. Die Wahrheit ist (vermutlich – denn ich kenne ja auch nur das Bachelor-Master-System), dass man einfach mehr Zeit hatte, als noch nicht versucht wurde, bitte alle in drei Jahren zu einem Abschluss zu kriegen. Klar gibt es nette KommilitonInnen und auch neue Freunde aus dem Studium, aber die haben dann doch eine andere Qualität als die aus den Erzählungen.

Man könnte meinen, ich bin etwas zynisch geworden. Aber in Wahrheit mochte ich mein Studium doch in weiten Teilen ziemlich gerne und das hier ist – das liegt in der Natur der Sache – eine sehr unvollständige Beschreibung meines Studiums. Jedenfalls bin ich daran gewachsen und das nicht nur ein bisschen. Trotzdem hätte ich das alles vielleicht eben doch ganz gern vorher gewusst – das hätte mir den ein oder anderen Aufreger erspart.

Was hat euch vor dem Studium niemand erzählt?


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